27. November 2014
Andreas Rech (278 articles)
Share

Arbeitgeber drohen mit Streik!

Ganz nach den Motto: „Hauptsache laut!“ schießt sich der Arbeitgeberverband der Wach- und Sicherheitsbranche BDSW auch gerne mal ins eigene Knie.
Anders kann man die jüngsten Meldungen aus dem Arbeitgeberlager nicht deuten, denn obwohl in NRW grade ein einziges Mal die Tarifkommissionen der Arbeitgeber und der Gewerkschaft zusammen gesessen haben, sprechen die Arbeitgeber von einem kritischen Punkt und möglichen Streiks im Januar.
Bisher wurden in NRW lediglich die Forderungen der Gewerkschaft überreicht, worauf die Arbeitgeber ihr Angebot vorlegten. Das zu Beginn einer Lohnrunde die Vorstellungen da weit auseinander liegen, liegt dabei in der Natur der Sache.
Erstaunlich ist, dass es grade einmal ein paar Wochen her ist, wo sich sämtliche Größen der Branche auf der Weltleitmesse Security in Essen mit ihren durchaus ansehnlichen Wachstumsraten präsentierten. Doch wenn es nun darum geht, dass die ca. 34.000 Beschäftigten allein in NRW eine anständige Bezahlung fordern, nagen auf einmal alle am Hungertuch und die Branche steht insgesamt kurz vor dem Bankrott.

Aber auch das gehört sicher zum Eröffnungsgeplänkel einer Lohnrunde.

Nun, die Arbeitgeber haben immerhin ganze 27 Cent/Stunde Lohnerhöhung angeboten. Gleichzeitig wurde angeboten, auf die geplante Absenkung der monatlichen Einsatzstunden von 240 auf 232 zu verzichten, damit die Beschäftigten ihr Portemonnaie einfach durch noch mehr Arbeit aufbessern können. Also die 55 Stunden Woche als Konzept gegen Altersarmut.

Altersarmut ist ein Thema in dieser Branche. Schon jetzt sind viele Beschäftigte trotz Vollzeitbeschäftigung gezwungen, Aufstockungsleistungen zu beantragen. Später wird die Rente natürlich entsprechend aussehen.

Der Steuerzahler wird das schon subventionieren, sagen sich die Arbeitgeber.
Von diesem Modell will man auch nicht abrücken in diesem Gewerbe. Dass die Beschäftigten ein Angebot von ganzen 27 Cent pro Stunde mehr als Provokation empfinden, wundert da niemanden.
Und genau darum geht es. Die Arbeitgeber haben zu Beginn erklärt, dass diese 27 Cent das Ultimo seien. Und genau deswegen soll es noch genau ein Treffen der Tarifkommissionen am 9. Dezember geben, danach wird laut Aussagen der Arbeitgeber nicht weiter verhandelt.

Nachdem der BDSW schon in der letzten Tarifrunde lautstark versuchte, die Gewerkschaft zu kriminalisieren, indem man Gewerkschaftler als Geiselnehmer bezeichnete, versuchen die Arbeitgeber nun mit aller Macht Streiks zu provozieren. Damit versuchen sie natürlich sich die Stimmung in der Öffentlichkeit zu Nutze zu machen, denn grade erst ist der Konflikt zwischen GDL, EVG und Bahn in der Öffentlichkeit ausgiebig diskutiert worden.
Die Öffentlichkeit zu instrumentalisieren, dabei ohne mit der Wimper zu zucken die Gewerkschaft am Verhandlungstisch sogar zu Streiks aufzufordern und sich dann der Öffentlichkeit als Saubermann zu präsentieren, scheint dabei die Verhandlungsstrategie des BDSW zu sein.
Den vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich inzwischen immer mehr hilfesuchend an die Gewerkschaft wenden, ist damit aber nicht geholfen.

Was dagegen hilft, sind viele Kunden, die inzwischen bereit sind, mehr für Sicherheitsdienstleistungen zu bezahlen. Oft werden vom Kunden Zuschläge gezahlt, damit die Beschäftigten ein vernünftiges Auskommen haben. Geiz ist nicht mehr geil!
Das Geschäftsmodell „Ausbeutung“ gerät ins Wanken, die Gutsherren zittern. Und das ist gut so.

Andreas Rech