Vorgezogene Tarifrunde ?
6. Juli 2022
Andreas Rech (268 articles)
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Vorgezogene Tarifrunde ?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dass der gesetzliche Mindestlohn zum 1. Oktober diesen Jahres auf 12 Euro Steigt, ist ja nun amtlich. Wir berichteten ja bereits —>hier<— was das für unsere Branche bedeutet.

Der im Augenblick gültige Tarifvertrag läuft noch bis zum 31.12. diesen Jahres. Das bedeutet, dass auch die Friedenspflicht erst dann endet. Wir müssten also bei vorgezogenen Verhandlungen komplett auf Streiks verzichten. Im Gegenzug winkt die Chance, statt erst im nächsten Jahr, schon zum Oktober eine Lohnerhöhung zu bekommen. Aber was werden uns die Arbeitgeber denn anbieten, wenn sie genau wissen, dass wir nicht streiken können?

Die NRW Tarifkommission hat recht schnell eine klare Haltung entwickelt: Bei den augenblicklichen Preissteigerungen unter denen die Beschäftigten zu leiden haben, muss das Angebot der Arbeitgeber entsprechend sein. Gleichzeitig dürfen natürlich nicht nur die unteren Lohngruppen, die vom Mindestlohn eingeholt werden, berücksichtigt werden. Auch das bisherige Lohngefüge, also die Abstände zwischen den Lohngruppen, muss erhalten bleiben. Und auch der bisherige Abstand zum Mindestlohn ist ein entscheidender Faktor:

Wer ständig für uns den Kopf hinhält, hat deutlich mehr als Mindestlohn verdient!

Das sind für uns die Voraussetzungen, um einen Tarifabschluss innerhalb der Friedenspflicht umzusetzen.

Tatsächlich liegt inzwischen ein Angebot der Arbeitgeber vor, über das die Tarifkommission gestern, am 5.7. beraten hat. Es ist zu früh, um Zahlen zu nennen, aber natürlich erfüllen die Arbeitgeber unsere Erwartungen nicht!

Trotzdem wird sich eine Arbeitsgruppe der Tarifkommission im August mit den Vertretern des BDSW treffen und das Angebot besprechen. Bis dahin haben die Arbeitgeber Zeit, ihr “Angebot” noch einmal zu überarbeiten.

Wo stehen wir im Vergleich?

Schon jetzt ziehen andere Branchen angesichts des Fachkräftemangels die Löhne deutlich nach oben. So verdienen Reinigungskräfte ab Oktober mindestens 13 Euro/Std, Leiharbeiter ab Oktober 12,43 Euro/Std und ab April 23 ebenfalls 13 Euro/Std. Auch in der Gastronomie wurden die Einstiegslöhne bereits deutlich angehoben.

Ausgerechnet in der Sicherheitsbranche sollen die Beschäftigten aber weiter das Schlusslicht bleiben.

Sollten die Arbeitgeber bei ihrem “Angebot” bleiben, stellen wir uns auf eine heisse Tarifrunde zum Jahreswechsel ein. Denn am 1. Januar endet die Friedenspflicht auf jeden Fall. Und um für alle Fälle gewappnet zu sein, suchen wir schon jetzt “Tarifpaten” für möglichst viele Objekte und Standorte. Mehr dazu demnächst auf wasi-nrw.de

Und vielleicht kriegen wir dann ja die gleichen Bilder hin, wie die Kolleginnen und Kollegen aus den Geld- und Wertdiensten. Die sind nämlich ebenfalls grade in der Tarifrunde und gehen für ihre Löhne grade massiv auf die Strasse.

Andreas Rech