Christlicher Gewerkschaftsbund zieht ins Sicherheitsgewerbe ein
19. September 2018
Andreas Rech (276 articles)
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Christlicher Gewerkschaftsbund zieht ins Sicherheitsgewerbe ein

Bundesmantelrahmentarifvertrag zwischen BDSW und GÖD

Da komme ich entspannt aus dem Urlaub zurück um voller Tatendrang in die Vorbereitungsphase der anstehenden Tarifrunden zu starten und dann sowas!

Urlaub bedeutet, man kommt zurück und sortiert erstmal eMails, trennt unwichtiges von wichtigem und macht sich schlau, was in den letzten Wochen passiert ist. Es stehen ja mehrere Tarifrunden für das Wach- und Sicherheitsgewerbe an und zwar in allen Bereichen, in den Bundesländern und auf Bundesebene.

Einer dieser Tarifverträge, die neu verhandelt werden müssen ist der Bundesmantelrahmentarifvertrag. In den verschiedenen Bundesländern haben bereits die einzelnen Tarifkommissionen zusammengesessen und Forderungen und notwendige Verbesserungen diskutiert. Diese müssen dann in der Bundestarifkommission zusammengetragen werden, woraus sich dann das Forderungspapier für die anstehenden Verhandlungen ergibt.

Abends um 10 dann ein Anruf. Ein Beschäftigter berichtet aufgeregt, er hätte das Gerücht gehört, die Arbeitgeber hätten den Bundesmantelrahmentarifvertrag mit der GÖD abgeschlossen. Ich kann das zunächst nicht glauben, forsche im Internet, doch BDSW und GÖD hüllen sich in Schweigen. Erst Tage danach erfahre ich es offiziell.

Der BDSW hat hinter unserem Rücken, ohne Ankündigung einen Bundesmantelrahmentarifvertrag mit der GÖD abgeschlossen. Dieser tritt am 1.10.2018 in Kraft.

Schlag ins Gesicht von 250.000 Beschäftigten

Ja, das ist ein Schlag ins Gesicht der über 250000 Sicherheitsbeschäftigten. Denn während der BDSW auf seiner Homepage und in Interviews sich gerne über notwendige Verbesserungen der Ausbildungsbedingungen und im Arbeits- und Gesundheitsschutz auslässt und dabei gerne mit dem Finger auf die sogenannten “schwarzen Schafe” zeigt, finden sich im neuen Tarifvertrag eben leider keine wirklich neuen oder bahnbrechenden Regelungen.

Angeblich Rechtsunsicherheiten wegen der Nachwirkung

Der BDSW begründet inzwischen seinen Schritt mit angeblichen Rechtsunsicherheiten bezüglich der Nachwirkung des alten Tarifvertrages. Aber obwohl wir da anderer Ansicht waren, lag dem BDSW ein Angebot zur schnellen Lösungsfindung vor. Dieses wurde aber abgelehnt. Stattdessen hat der BDSW nun einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 5 Jahren abgeschlossen, mit einer Organisation, die bisher nur regionale Tarifverträge unterzeichnet hat und bundesweit nicht einmal ihre Tariffähigkeit beweisen konnte. Dass viele tausend Arbeitsverträge ebenfalls eine Tarifbindung auf den Tarifvertrag zwischen BDSW und ver.di aufweisen, scheint für die Arbeitgeber natürlich kein rechtliches Risiko darzustellen.

Klar ist, die GÖD ist eine arbeitgeberfreundliche Organisation, die bereits in mehreren Bundesländern gemeinsame Sache mit dem BDSW gemacht hat, um Löhne und Zuschläge zu senken. Und klar ist uns auch, dass die GÖD nun auch bei den anstehenden Lohntarifrunden in den einzelnen Bundesländern vor der Tür steht.

Und dann geht es in dieser Branche im freien Fall abwärts. Danke BDSW!

Wir machen uns jetzt schonmal warm für eine heisse Tarifrunde. Falls die Arbeitgeber nicht schon längst heimlich hinter unserem Rücken die nächsten Tarifverträge mit der GÖD abgeschlossen haben.

langfristig geplant?

Aber dazu brauchen wir jetzt deutliche Verstärkung! Denn ein Zufall ist es sicher nicht, dass die Arbeitgeber die GÖD genau jetzt ins Boot geholt haben, wo sie doch grade erst einen eigenen Arbeitgeberverband für die Luftsicherheit gegründet haben und so die Sicherheitsbeschäftigten an den Flughäfen aus dem gemeinsamen Lohntarifvertrag entfernt haben.

Jetzt kommt es auf Euch an!

Andreas Rech